Zum Hauptinhalt springen

Durchwachsenes Spiel, sensationelles Publikum

  • Marc Gemmerich

domkeWer weiß, ob das Publikum in der Walter-Köbel-Halle in Rüsselsheim den Sieg von Dieter Domke (Bild) im Herreneinzel gegen Jean-Michel Lefort auch so laut bejubelt hätte, wenn zu diesem Zeitpunkt schon klar gewesen wäre, dass es bei diesem einen Punkt für die deutsche Nationalmannschaft bleiben würde. 1:4 unterlag das Team von Co-Bundestrainer Jeroen van Dijk am Mittwochabend gegen das französische Team und musste dabei anerkennen, dass die Franzosen die klar bessere Mannschaft waren.  

Ein besonderer Tag dürfte es trotz dieser Niederlage für Dieter Domke gewesen sein. Er gab sein Debüt in der A-Mannschaft, nachdem er noch vor wenigen Wochen das Publikum in Wiesbaden mit seinem Sieg im Juniorenländerspiel gegen China begeistert hatte. Mit seiner spektakulären Spielweise zog er die gut 1200 Zuschauer in der Köbel-Halle im Auftakteinzel sofort auf seine Seite. Als es im dritten Satz an die Entscheidung ging, erinnerte die Stimmung an Zeiten, in denen die SG Wallau-Massenheim an gleicher Stelle um Deutsche Handballmeisterschaften und Europapokalerfolge kämpfte.

Nach seinem ausgelassenen Jubel im Anschluss an den verwandelten Matchball zum 21:17 im dritten Satz wirkte Domke mit einigem zeitlichen Abstand zu seinem ersten Sieg aber schon wieder ziemlich routiniert: „Im zweiten Satz hab ich mal wieder zu dumm angegriffen und nur drauf los geschossen“, so der 19-Jährige. Nach einer längeren Phase bei der Bundeswehr und dem deshalb eingeschränkten Training war Domke mit seiner Leistung aber durchaus zufrieden. Für ihn also ein gelungenes Debüt im A-Team vor einem nach eigener Aussage „sensationellen Publikum“.

teams

 
Als weniger gelungen dürften die deutschen Doppelspieler nach Spielende ihre Leistungen eingeschätzt haben. Sowohl das Mixed Michael Fuchs/Carina Mette, als auch das Herrendoppel Fuchs und Kristof Hopp und das Damendoppel Mette und Michaela Peiffer verloren recht deutlich in zwei Sätzen gegen ihre französischen Gegner. DBV-Sportdirektor Martin Kranitz schätzte die Leistungen seiner Spieler deshalb auch nach dem Spiel als „durchwachsen“ ein, gab aber auch zu Bedenken, dass die Franzosen in ihrer absoluten Top-Besetzung angetreten sind.

Das hatte zur Folge, dass es im Dameneinzel für die Zuschauer in Rüsselsheim einen ganz besonderen Leckerbissen zu beobachten gab. Hongyan Pi, momentan Weltranglisten-7., stellte sich Deutschlands WM-Bronze-Gewinnerin Huaiwen Xu (Bild unten), momentan Weltranglisten-3. Was die beiden chinesisch-stämmigen Damen nach einer verhaltenen Anfangsphase aufs Parkett legten erfüllte dann auch alle Erwartungen. Unendlich erscheinende Ballwechsel mit einem enorm hohen Tempo provozierten mehr als einmal ein erstauntes Raunen im Publikum. Gegen Ende des dritten Satzes merkte man beiden Damen die Anstrengung dieses Weltklasse-Badmintons an. Hongyan Pi konnte in diesem Moment die Fehlerquote niedriger halten als Xu und holte sich mit 21:16 den Sieg.

xuFür Marcus Höhl vom veranstaltenden SV Disbu Rüsselsheim war zu diesem Zeitpunkt der Abend sowieso schon ein Erfolg. Um 12 Uhr mittags war er mit seinen über dreißig ehrenamtlichen Helfern mit dem Aufbau fertig geworden und konnte somit am Abend einfach auch mal den Spitzensport genießen, den die Akteure dem Publikum präsentierten. „Die Lage mitten im Rhein-Main-Gebiet ist für die Publikumsresonanz natürlich perfekt“, so Höhl in einer kurzen Pause. Besonders erfreut war die treibende Kraft hinter dem Länderspiel-Plänen in Rüsselsheim damit, dass auch viele Zuschauer in der Halle waren, die Badminton auf diesem Niveau noch nie gesehen haben und begeistert nach Hause gingen.

Und obwohl es am Ende tatsächlich bei dem einen Punkt von Dieter Domke blieb, wurde das deutsche Team zum Abschluss noch einmal bejubelt. Die Rüsselsheimer Zuschauer hatten einen Badminton-Abend erlebt, wie sie ihn so schnell vermutlich nicht mehr präsentiert bekommen und der Großteil des deutschen Teams kann sich schon in der kommenden Woche bei den Länderspielen gegen die gerade in den Doppeln starken Polen für die gegen Frankreich erlittenen Niederlagen revanchieren.

Matthias Becker


Deutschland - Frankreich 1:4

Herreneinzel: Dieter Domke - Jean-Michel Lefort    21:15/16:21/21:17
Dameneinzel: Huaiwen Xu - Hongyan Pi                13:21/21:12/16:21
Mixed: Michael Fuchs/Carina Mette - Svetoslav Stojanov/Elodie Eymard    14:21/18:21
Damendoppel: Carina Mette/Michaela Peiffer - Elodie Eymard/Hongyan Pi 13:21/11:21
Herrendoppel: Michael Fuchs/Kristof Hopp - Svetoslav Stojanov/Mihail Popov    18:21/14:21